K -News vom 20.11.2009

Filterfeinheit von 120 µm: Sortenreine Regranulate ersetzen neuen Kunststoff


Die Kunststoffverarbeitung stellt immer höhere Ansprüche an die verwendeten Maschinen: In der Schmelzefiltration etwa garantiert nur ein sehr hoher Filtrationsgrad ein optimales Endprodukt. Die vogt-plastic GmbH schafft aus gemischten und verschmutzten Kunststofffraktionen sortenreine Regranulate, die neuen Kunststoff ersetzen. „Wir hatten schon sehr früh Filter verschiedener Hersteller getestet“, erklärt der stellvertretende Technische Leiter Jörg Butz. „Aber da waren die Anforderungen an das Granulat auch noch niedriger.“ Die Filterqualität entsprach nicht mehr den modernen Ansprüchen. Die Lösung brachte schließlich die Ettlinger Kunststoffmaschinen GmbH, die durch zwei ERF-Schmelzefilter die gewünschte Granulatqualität sicherstellen konnte. Die Filterfeinheit liegt jetzt bei 120µm. „Das Prinzip der Ettlinger-Filtration ist sehr vorteilhaft, weil das System druckkonstant ist und hohe Schmutzanteile ausgefiltert werden können“, urteilt Butz.

Der Schwerpunkt der vogt-plastic GmbH liegt auf der Kunststoffverwertung und dem Recycling, insbesondere aus dem Dualen System. 120 Mitarbeiter verwerten an drei Standorten insgesamt circa 50.000 Tonnen Altkunststoff im Jahr.

Davon werden aus 40.000 Tonnen formstabiler Mischkunststoffe sortenreines PE-HD-Regranulat für die Rohrindustrie sowie sortenreines PP- und PS-Regranulat für Kunden aus dem Bereich Spritzguss und Extrusion hergestellt.

Während des Recyclings werden gepresste Kunststoffballen zunächst grob geschreddert, danach mehrfach trocken und nass gereinigt, sortenrein sortiert und anschließend gemahlen. Danach wird das Mahlgut im Extruder homogenisiert, entgast und filtriert und schließlich granuliert. Hierzu werden verschiedene Extrusionslinien und Filtrationen in Abhängigkeit der Kunststofftypen verwendet.

Doch mit der Zeit stiegen die Anforderungen an das gefilterte Material. „Wir haben den Ehrgeiz, Neuware ersetzen zu können“, sagt Butz. „Damit verändern sich natürlich auch die Ansprüche an den Filtrationsgrad. Sehr einfach ausgedrückt kann der Filtrationsdurchmesser nicht klein genug sein, um alle Feststoffe entfernen zu können.“ Hierbei sei ein konstanter Schmelzedruck von Vorteil, womit also die Verwendung von Systemen mit „Einmal-Sieben“, so genannten Siebbolzen, ausschieden.


Gummipartikel an der Oberfläche durch unzureichend gefiltertes Material

„Eines der Materialien, das die Firma vogt-plastic recycelt, ist PS mit einem hohen Gummianteil welches mit herkömmlichen Schmelzefiltern nicht filtriert werden kann“, erklärt Roderich Ettlinger, Inhaber und Geschäftsführer der Ettlinger Kunststoffmaschinen GmbH aus Königsbrunn bei Augsburg. „Die Gummipartikel ziehen sich wie ein Regenwurm in die Länge, flutschen durch den Filter und sind hinterher wieder genauso groß wie vor dem Filter.“ Selbst die Verwendung von Rückspülfiltern scheiterte an dem hohen Verschmutzungsgrad und dem Regenwurmeffekt, so dass nach dem Filter wesentlich größere Partikel vorhanden waren als die Maschenweite des verwendeten Siebes es theoretisch zulassen würde.

Es kommt also nicht nur auf den prozentual sehr geringen Partikelgehalt nach dem Filtrieren an, sondern im Besonderen auch auf die Partikelgröße um Material für eine weitere Verwendung brauchbar zu machen, Ettlinger führt aus: „Wenn dieses Material etwa für den Spritzguss wieder verwendet wird, können die Gummipartikel auf der Oberfläche aufschwimmen und sichtbar werden oder auch die Festigkeit des Spritzgußartikel reduzieren. In solchem Maß verschmutzte oder unzureichend gefilterte Stoffe reduzieren den Anwendungsbereich auf minderwertige Produkte.“


Der ERF filtriert Eingangsmaterial mit einem Störstoffanteil von 16 Prozent

Ettlinger fuhr deshalb bei der vogt-plastic GmbH einen Probelauf mit dem ERF-Schmelzefilter 200.  Die Maschine überzeugte sofort. Der ERF-Filter filtriert Eingangsmaterial mit einem Störstoffanteil von bis zu 16 Prozent. Der ERF verfügt über eine sich drehende Filterkartusche, die sich bis zu 15 Mal in der Minute selbst reinigt. Da jede Drehung der Kartusche zu einer kompletten Säuberung der Filterfläche führt, liegt die Verweilzeit der Störstoffe bei minimal vier Sekunden, und ist damit extrem kurz. So haben die elastischen Verunreinigungen zu wenig Zeit, um durch die Filteröffnung zu extrudieren. Auch können die Filtermaschen durch die Verunreinigungen nicht aufgeweitet werden, wie es bei Drahtfilter der Fall ist, da die Löcher beim ERF gebohrt sind.

Der ERF arbeitet mit einem vollkommen luftdicht geschlossenen System. Dadurch wird ein Einschleppen von vercracktem Kunststoff in die filtrierte Schmelze bei Filterwechselvorgängen ausgeschlossen.

Vogt-plastic hat mittlerweile zwei ERF-Schmelzefilter in Gebrauch. Einen ERF 250, um PS-Regranulate zu produzieren, sowie einen ERF 200 für die Herstellung von PE-Regranulat. Auch auf Anpassungswünsche wurde eingegangen: „Es gab auf Wunsch der Firma Vogt eine Anpassung der Filterfeinheit von ursprünglich 150µm auf 120µm und eine Änderung der Bohrungsgeometrie.“, sagt Ettlinger. Jörg Butz zeigt sich zufrieden: „Der Service von Ettlinger ist gut und die Zusammenarbeit auf technischem Niveau sehr konstruktiv. Unsere Sonderwünsche in Bezug auf die Steuerung und Adaption an die Extrusionslinie werden stets berücksichtigt.“ Zudem seien die Kosten der Filtration je Tonne Durchsatz im ähnlichen Bereich wie die der Wettbewerber von Ettlinger. „Die Anlage läuft – nach einigen kleinen Änderungen – sehr gut und zuverlässig“, lobt Butz.



Das Prinzip der Ettlinger-Filtration ist vorteilhaft, weil das System
druckkonstant ist und hohe Schmutzanteile ausgefiltert werden
können. - Bild: Jörg Butz, vogt-plastic GmbH Kunststofftechnik



Der Schwerpunkt der vogt-plastic GmbH Kunststofftechnik
liegt auf der Kunststoffverwertung und dem Recycling,
insbesondere aus dem Dualen System. - Bild: Jörg Butz,
vogt-plastic GmbH Kunststofftechnik



Der ERF-Filter filtriert Eingangsmaterial mit einem Störstoffanteil von bis zu
16 Prozent und verfügt über eine sich drehende Filterkartusche, die sich
fünf bis 15 Mal in der Minute selbst reinigt. -Bild: Jörg Butz, vogt-plastic
GmbH Kunststofftechnik



Hintergrund:
Die vogt-plastic GmbH Kunststofftechnik wurde 1978 von Josef Vogt gegründet. Das in Rickenbach im Südschwarzwald gelegene Familienunternehmen konzentrierte sich zunächst als klassischer Kunststoffverarbeiter auf die Herstellung von technischen Kunststoffteilchen und Profilen. Heute schafft vogt-plastic aus gemischten und verschmutzten Kunststofffraktionen sortenreine Regranulate, die neuen Kunststoff ersetzen. An ihrem Stammsitz in Rickenbach stellt vogt-plastic zudem aus Abfällen der PVC-Branche Abstandhalter für die europäische Bauindustrie her. Gemeinsam mit den beiden anderen Werken in Hottingen/ Südschwarzwald und Premnitz/ Havelland arbeiten rund 120 Mitarbeiter für das Unternehmen.

Die in Königsbrunn bei Augsburg ansässige  Ettlinger Kunststoffmaschinen GmbH wurde 1983 gegründet und ist weltweit aktiv. Kernkompetenz des Unternehmens ist die Entwicklung und Fertigung von Spritzgießmaschinen für die Produktion von Kunststoffteilen mit einem Gewicht von mehr als einem Kilogramm. Es verfügt über ein breites Maschinenspektrum. Aus einem Standardprogramm werden für Kunden unterschiedlichste Sonderlösungen entwickelt. Ein durchdachtes Baukastensystem erlaubt es der Ettlinger Kunststoffmaschinen GmbH, kostengünstige Lösungen und Maschinenkonzepte für einen großen Aufgabenbereich zu bieten.


Kontakt:
Vogt-plastic GmbH Kunststofftechnik
Zelgle 4
79736 Rickenbach
www.vogt-plastic.de

Ettlinger Kunststoffmaschinen GmbH
Messerschmittring 49
86343 Königsbrunn
www.ettlinger.com

 




K 2016

© kunststoffFORUM 1998 - 2024