K -News vom 18.01.2018

Mehr Leichtigkeit beim Bauen mit Beton: KraussMaffei erweitert Technikum um Rebar-Pultrusions-Anlage


- Glasfaserverstärkte Bewehrungsstäbe überzeugen durch Korrosionsbeständigkeit, geringes Gewicht und hohe Zugfestigkeit
- KraussMaffei Technikum bietet einmaliges Forschungsangebot zur Entwicklung neuer Prozesse und Anwendungen in der Pultrusion
- Deutlich schnellere Produktionsgeschwindigkeiten als übliche Wannen- oder Durchziehverfahren

 
Mit der Inbetriebnahme einer zweiten Pultrusions-Anlage im Technikum der Reaktionstechnik in München erweitert KraussMaffei seine Kompetenz auf dem Gebiet der Pultrusion, dem Strangziehverfahren zur kontinuierlichen Herstellung faserverstärkter Kunststoffbauteile. Die neue Entwicklungs-Rebar-Anlage ist prädestiniert für die Herstellung glasfaserverstärkter Bewehrungsstäbe für Betonelemente in der Bauindustrie. Zusammen mit der ersten Technikums-Pultrusionsanlage, einer iPul-Anlage für Flachprofile, bietet KraussMaffei seinen Kunden nun eine einmalige Forschungslandschaft zur Entwicklung und Erprobung neuer Prozesse und Anwendungen in der Pultrusion.


Wachstumsmarkt Pultrusion

„Die Pultrusion ist eine einfache Art wirtschaftlich Profile herzustellen, es gibt kaum Turn-Key-Angebote und es ist eine Wachstumstechnologie. Außerdem kennen wir uns mit Fasern, Dosiertechnik und der zugehörigen Verfahrenstechnik aus“ erläutert Sebastian Schmidhuber, Leiter Entwicklung Reaktionstechnik bei KraussMaffei, die Motivation KraussMaffeis vor gut einem Jahr in die Pultrusion einzusteigen. Das Ergebnis der jüngsten Entwicklungsarbeit ist die 2017 auf den Markt gebrachte iPul-Anlage, die mit deutlich höheren Produktionsgeschwindigkeiten als übliche Wannen- oder Durchziehverfahren ganz neue Anwendungen für die Pultrusion eröffnet. Daher erweitert KraussMaffei nun sein Technikum um eine zweite Pultrusionsanlage, eine Rebar-Anlage zur Herstellung pultrudierter Bewehrungsstäbe. „Zusammen mit der ersten iPul-Anlage, einer Flachprofilanlage, bieten wir unseren Kunden ein umfassendes und weltweit sicherlich einmaliges Angebot an Forschungs- und Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Pultrusion“, so Schmidhuber. 


Großes Potenzial in der Bauindustrie

Pultrudierte Bewehrungsstäbe auf Basis von Epoxy verstärkt mit Glas- oder denkbar mit Carbonfasern, auch Rebars genannt, bieten in der Bauindustrie ein enormes Potenzial. „Im Vergleich zu klassischen Stahlarmierungen sind sie korrosionsbeständig. Dadurch können darüber liegende Betonschichten deutlich dünner ausfallen“, erklärt Schmidhuber. Weitere Vorteile sind das geringere Gewicht und damit der günstigere Transport, das einfachere Handling auf der Baustelle sowie die Tatsache, dass die faserverstärkten Rebars endlos hergestellt und am Ende der Pultrusionsanlage auf Trommeln aufgewickelt werden können. Typische Einsatzgebiete sind zum Beispiel in der Infrastruktur in Brücken oder im Straßenbau oder aber in korrosionsgefährdeten Umgebungen in Nutzgebäuden.

Bislang scheiterte die serientaugliche Umsetzung jedoch oft an einer effizienten Produktion. „Die klassischen Produktionsgeschwindigkeiten für Rebars im Wannen- oder Durchziehverfahren liegen derzeit noch bei relativ niedrigen Abzugsgeschwindigkeiten, zum Teil unter 0,5 m/min. Mit der neuen iPul-Anlage in unserem Technikum streben wir bis zu sechsmal schnellere Geschwindigkeiten an und bieten damit auch eine wirtschaftliche Alternative zu herkömmlichen Stahlarmierungen“, so Schmidhuber. KraussMaffei arbeitet dabei eng mit der Firma Evonik zusammen, die ein speziell für diese Anwendung prädestiniertes Epoxidharz entwickelt hat. Weitere Partner sind die Firmen Thomas Technik (Radius Pultrusion) sowie Alpex (Werkzeugtechnik).


Flachprofilanlage für Fensterbau und Windkraft

Die Freude am Entwickeln optimaler Lösungen trifft bei der Rebar-Anwendung also erneut auf Industriekompetenz, Effizienzorientierung und weltweite Vermarktung. Das hat sich schon bei der ersten Pultruionsanlage im KraussMaffei Technikum bewährt, einer iPul-Anlage zur Herstellung von Flachprofilen. Hier arbeitet KraussMaffei unter anderem intensiv mit der Firma Covestro auf dem Gebiet neuer Polyurethan-basierter Fensterprofile zusammen. Mit der neuen iPul-Anlage und den deutlich höheren Produktionsgeschwindigkeiten nähert sich das Verfahren in der Effizienz bereits etablierten Verfahren an, was völlig neue Märkte für diese Technik eröffnet. Weiterer Forschungspartner auf dieser Anlage ist die Firma Huntsman. Hier arbeiten beide Unternehmen an der Entwicklung pultrudierter Verstärkungselementen für besonders großflächige Rotorblätter in Windkraftanlagen. 


Einmalige Kombination

Bei der Pultrusion werden Endlosfasern, meist aus Glas, Carbon oder Aramid, mit einer reaktiven Kunststoffmatrix infiltriert und in einem beheizten Werkzeug in die gewünschte Profilform gebracht. Greifer ziehen das ausgehärtete Profil kontinuierlich weiter und führen es einer Sägeeinheit zu. Die neue iPul-Anlage von KraussMaffei umfasst gemeinsam mit den Technologiepartnern den gesamten Ablauf und revolutioniert die seit langem gebräuchliche Technik in zweierlei Hinsicht: Sie kapselt das Tränken der Fasern, das bislang meist in offenen Wannenbädern stattfindet, in einer Injektionsbox, wodurch schnell reagierende Systeme (Epoxy, Polyurethan) eingesetzt werden können. Und sie erhöht die Produktionsgeschwindigkeit von den üblichen 0,5 bis 1,5 m/min auf bis zu 3 m/min.



Einmalige Forschungslandschaft für die Pultrusion: Das KraussMaffei Technikum bietet neben der iPul-Anlage für Flachprofile (links im Bild) nun auch eine Rebar-Pultrusionsanlage - Foto: KraussMaffei



Korrosionsbeständig und leicht: Pultrudierte Bewehrungsstäbe bieten ein großes Potenzial in der Bauindustrie - Foto: KraussMaffei



„Die Pultrusion ist eine einfache Art wirtschaftlich Profile herzustellen und es ist eine Wachstumstechnologie“, Sebastian Schmidhuber, Leiter Entwicklung Reaktionstechnik bei KraussMaffei - Foto: KraussMaffei



Hintergrund:
Die Produktmarke KraussMaffei steht international für wegweisende und technologieübergreifende System- und Verfahrenslösungen in der Spritzgieß- und Reaktionstechnik sowie der Automation. Individuelle, modulare oder standardisierte Produkte und ein maßgeschneidertes, breites Serviceangebot zeichnen KraussMaffei als branchenübergreifenden Komplettanbieter aus. KraussMaffei bündelt ein jahrzehntelanges Know-how im Kunststoffmaschinenbau mit Ursprung am Standort München.

Die KraussMaffei Gruppe gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Maschinen und Anlagen für die Produktion und Verarbeitung von Kunststoff und Gummi. Das Leistungsspektrum deckt die komplette Technologie in der Spritzgieß-, Extrusions- und Reaktionstechnik ab, wodurch die KraussMaffei Gruppe in der Branche über ein Alleinstellungsmerkmal verfügt. Mit einer hohen Innovationskraft kann für Kunden mit standardisierten und individuellen Produkt-, Verfahrens- und Servicelösungen ein nachhaltiger Mehrwert über deren gesamte Wertschöpfungskette sichergestellt werden. Mit dem Leistungsangebot der Marken KraussMaffei, KraussMaffei Berstorff und Netstal werden unter anderem Kunden aus der Automobil-, Verpackungs-, Medizin- und Bauindustrie sowie Hersteller von Elektrik- und Elektronikprodukten und Haushaltsgeräten bedient. Die KraussMaffei Gruppe verfügt über eine kontinuierliche Traditionslinie im internationalen Maschinenbau und beschäftigt weltweit rund 5.000 Mitarbeiter. Mit mehr als 30 Tochtergesellschaften und über 10 Produktionsstätten sowie rund 570 Handels- und Servicepartnern ist die Unternehmensgruppe international kundennah vertreten. Der Hauptsitz ist seit 1838 in München.


Kontakt:
www.kraussmaffei.com
www.kraussmaffeigroup.com

 




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